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Förderung: Zwei neue ambulante Kinder- und Jugendhospizdienste

Stand 2020

Die Begleitung im wohnortnahen Umfeld bedeutet für die betroffenen Familien eine immense Entlastung. Kurze Wege, sowohl für die Familien als auch für haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende, ist dabei von besonderer Bedeutung. Der Dienst ist Anlaufstelle für die Betroffenen, fördert die Selbsthilfe, ist ein Forum, in dem sich Familien in ähnlicher Lebenslage austauschen und vernetzen können und koordiniert eine ehrenamtliche Begleitung.

Darüber hinaus gehören Öffentlichkeitsarbeit und der Aufbau eines Netzwerks rund um die betroffenen Familien zu den Aufgaben eines Dienstes. Die Kinder- und Jugendhospizarbeit finanziert sich weitestgehend aus Spendengeldern und ist auf Menschen angewiesen, die auf diese Arbeit aufmerksam werden und finanziell unterstützen. Die Begleitung, die ab der Diagnose bis über den Tod der Kinder hinaus angeboten wird, ist für die betroffenen Familien kostenlos!

Die Aufmerksamkeit ist aber auch wichtig, um ehrenamtliche Mitarbeiter*innen zu finden, die nach einem rund 6-monatigen qualifizierten Vorbereitungskurs, die Familien — gemeinsam mit den Koordinationsfachkräften vor Ort — begleiten und unterstützen. Denn ohne ehrenamtlich Mitarbeitende ist Kinder- und Jugendhospizarbeit nicht zu leisten.

Gleich zwei neue Dienste sind 2020 gegründet worden und werden mit einer Anschubfinanzierung von uns unterstützt: der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst (AKHD) Olpe und der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Bad Homburg/Taunus. So können vier Familien in Olpe, die bislang durch den Dienst in Siegen begleitet wurden, von der räumlichen Nähe profitieren. Ebenso in Bad Homburg/Taunus. Dort war zuvor der Dienst in Frankfurt für die Familien zuständig.

Die Familien sind dankbar für die Errichtung der neuen Dienste. Der AKHD Olpe, mit Sitz im „Haus der Kinderhospizarbeit“ In der Trift in Olpe, ist mit Koordinationsfachkraft Melanie Bähr seit August 2020 für die Familien im Einsatz.
„In den Familien, die wir begleiten, leben Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 1 bis 27 Jahren. Die Begleitung richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen der Familien,“ berichtet Melanie Bähr.

„Unser Dienst befindet sich aktuell im Aufbau und nach einem 100-stündigen Qualifizierungskurs werden zwölf ehrenamtliche Begleiter*innen in die Familien gehen können, die im Kreis Olpe leben. Mit unserem AKHD in Olpe können wir einen engen Austausch mit den hier lebenden Familien anbieten. Die ehrenamtlich Mitarbeitenden haben kurze Wege. Ebenso die Familien, wenn sie in den Dienst kommen möchten, um an Angeboten teilzunehmen oder auch einfach nur für ein persönliches Gespräch. Die Familien von Beginn an zu begleiten und den Dienst ­—­ gemeinsam mit allen Betei­ligten aufzubauen — ist etwas ganz besonderes und schafft eine enge Bindung.

Mir liegt zudem die Netzwerkarbeit sehr am Herzen und ich freue mich schon darauf, wenn es die Corona-Situation zulässt, beispielsweise auf Förderschulen, integrative Kindergärten und auch auf Kinderärzte zugehen zu können. Auf unsere Arbeit aufmerksam machen, dafür braucht es Kontakte und Öffentlichkeitsarbeit. Es liegt noch viel Arbeit vor uns,“ freut sich Melanie Bähr.

Der neue Dienst Bad Homburg/Taunus wurde gegründet, da der Begleitungsbedarf im Frankfurter Raum und im Taunus stark gestiegen ist. Im Großraum Frankfurt leben rund 900 erkrankte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit lebensverkürzender Erkrankung. Davon werden rund 40 Familien durch den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Frankfurt/Rhein-Main begleitet.

Für etwa 10 Familien, die im Hochtaunuskreis leben, war der Weg in den AKHD nach Frankfurt mit einer aufwendigen Anreise verbunden. „Da haben sich die Eltern schon sehr genau überlegt, ob sie an Veranstaltungen und Angeboten im Dienst teilnehmen konnten. Denn die Familie, insbesondere das erkrankte Kind, für einen gewissen Zeitraum versorgt zu wissen, muss organisiert werden. Das ist oftmals mit großem Aufwand verbunden. Jetzt, mit dem neuen Dienst, wird das sehr viel einfacher — auch für die Ehrenamtlichen, die einfache kürzere Wege haben und sich nicht mehr der stressigen Verkehrssituation in Frankfurt aussetzen müssen.“ Katrin Winter, die Koordinationsfachkraft des AKHD Frankfurt/Rhein Main, weiß genau um die Belange der Familien und ehrenamtlich Mitarbeitenden. In den ersten Monaten hat sie im neuen Dienst mitgewirkt. „Für uns als Koordinationsfachkräfte ist es besonders wichtig, dass ein enger Bezug zu den Familien aufgebaut und auch gehalten werden kann. So können wir die Familien unterstützen und die Hilfe zur Selbsthilfe fördern. Der Dienst in Frankfurt ist in den letzten Jahren stark gewachsen und wir kamen an unsere Grenzen. Aber mit dem neuen Dienst können wir die Familien wieder enger begleiten und unterstützen, das ist uns einfach sehr wichtig!“ Zwischenzeitlich ist die Koordinationsfachkraft Diana Milke für den Dienst tätig und wird durch die Kolleginnen des AKHD Frankfurt eingearbeitet.

 

Anschubfinanzierung — was ist das?

Eine Anschubfinanzierung dient dazu, neu gegründete ambulante Kinder- und Jugendhospizdienste, die sich weitestgehend aus Spendengeldern finanzieren, in der Anfangsphase zu unterstützen.

In der Regel deckt die Anschubfinanzierung die laufenden Kosten (z.B. Raummiete, Personal, Telefon, KFZ-Kosten) des Dienstes sowie Kosten für Befähigungskurse für ehrenamtlich Mitarbeitende der ersten zwei Jahre ab und unterstützt den Dienst, bis eine solide Unterstützer-/Spenderschaft aufgebaut ist.

Rund 50% der Kosten eines Dienstes müssen durch Spendengelder gedeckt werden.