Zum Hauptinhalt springen

Förderung: Anschubfinanzierung zur Neugründung eines ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes im Kreis Warendorf

Stand 2022

Seit einigen Jahren wurden vereinzelt Familien mit einem lebensverkürzend erkrankten Kind, Jugendlichen oder jungem Erwachsenen im Kreis Warendorf über den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst (AKHD) Hamm begleitet. Meistens lief der Kontakt über die sozialmedizinische Nachsorge in Ahlen oder das Clemenshospital Münster. Andere Netzwerkpartner hatten den Dienst für Familien im Kreis Warendorf nicht im Blick, obwohl der Deutsche Kinderhospizverein e.V. in vielen Einrichtungen und Vereinen seine Arbeit vorgestellt hatte. 2019 meldete sich eine Mutter beim AKHD Hamm, deren kleiner Sohn gestorben war. Sie berichtete, dass sie bisher nicht gewusst hatte, dass das Einzugsgebiet bis in den Kreis Warendorf reicht. Die Mutter bedauerte sehr, dass sie deshalb keine Unterstützung in Anspruch genommen hatte. Im Gespräch betonte sie, wie hilfreich eine Unterstützung durch einen AKHD gewesen wäre, da die Familie viele Konflikte mit der behandelnden Klinik hatte, viel Leid und Überforderung erlebt hat. 

Insbesondere die Erfahrung, dass Familien im Kreis Warendorf wenig Informationen über Kinder- und Jugendhospizarbeit bekamen und deshalb kaum, oder spät, den Kontakt zum AKHD aufnehmen konnten, zeigte den Bedarf einer deutlicheren Präsenz im Kreis Warendorf. Ein erster Schritt war die Namensänderung: Aus dem Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Hamm wurde der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Hamm/Kreis Warendorf. Ende 2021 waren passende Räumlichkeiten für den neuen Standort in dem kleinen Ort Westkirchen, der zu Ennigerloh (Kreis Warendorf) gehört, gefunden und konnten Anfang 2022 bezogen werden. Sowohl Familien als auch ehrenamtlich Mitarbeitende waren von Anfang an begeistert von der Idee, dass es zusätzlich zum Büro in Hamm ein eigenes Büro im Kreis Warendorf geben wird. 

Durch gemeinsames Engagement konnte nach wenigen Renovierungsarbeiten bereits der Tag der Kinderhospizarbeit am 10. Februar 2022 in den neuen Räumen gefeiert werden. Gleichzeitig wurde im Kreis auf die bundesweite Aktion des Deutschen Kinderhospizvereins „Deutschland leuchtet grün“ aufmerksam gemacht und fand immens großen Anklang. Viele Kirchen, Rathäuser, Feuerwehrgebäude, Theater und andere Gebäude wurden grün angestrahlt und gaben so ein starkes Signal der Verbundenheit und Solidarität. 

Die Wirkung in den Medien war überwältigend. Neben zahlreichen Presseberichten und SocialMedia-Beiträgen wurde auch in der WDR-Lokalzeit berichtet und die Kinder- und Jugendhospizarbeit vorgestellt.


Gemeinsame Sache: Familien und Ehrenamtliche gestalten die Räume 

Im Dienst wurde ein kleiner Arbeitskreis „Raumgestaltung“ gegründet, in dem sich ehrenamtliche Mitarbeiter-innen und Mütter trafen und zusammen die Gestaltung der neuen Räume planten. Bei einer gemeinsamen Malaktion wurde ein Wandbild gestaltet, das eine große Pusteblume zeigt. 


Qualifizierter Vorbereitungskurs

Von Februar bis August 2022 fand ein Qualifizierter Vorbereitungskurs (QVK) im Kreis Warendorf statt, so dass das Team für neue Anfragen von Familien gut aufgestellt war. Insgesamt haben sich im Jahr 2022 vier neue Familien aus dem Kreis Warendorf im Dienst gemeldet und allen konnte eine Begleitung zur Entlastung an die Seite gestellt werden. 


Einweihungsfeier war ein voller Erfolg

Bei gutem Wetter, mit Unterstützung eines Clowns und Therapiehunden fand die Eröffnungsfeier im August statt. Familien und ehrenamtlich Mitarbeitende nutzen die Einweihungsfeier, um einander kennenzulernen und sich auszutauschen. Die Spiele, Bastelangebote, der Clown, die Therapiehunde und natürlich das umfangreiche Kuchenbuffet rundeten die Feier ab und ließen den Nachmittag für alle wie im Flug vergehen. Auch viele Netzwerkpartner*innen, Bürgermeister*innen und Unterstützer*innen sowie andere Interessierte haben den Nachmittag sichtlich genossen und sich einen umfangreichen Eindruck verschaffen können.

Im Zuge eines Podiumsgesprächs berichteten zwei Mütter und eine ehrenamtliche Mitarbeiterin von ihren Erfahrungen mit dem AKHD. Das Publikum verfolgte die Ausführungen mit großem Interesse und war sehr beeindruckt. Auch die Rückmeldungen zeigten, dass diese „Berichte aus erster Hand“ für alle sehr wertvoll waren und einen guten Einblick in die Arbeit boten. 

Der Bürgermeister aus Ennigerloh ließ es sich nicht nehmen in seiner Rede dem Dienst erneut seine Unterstützung zu versprechen und aktiv Spenden für den
AKHD zu sammeln. 


Selbsthilfeangebote und Vortragsabend

Seit Herbst vergangenen Jahres findet einmal im Monat  ein Geschwister-Treffen statt. Mit der Unterstützung
von vier ehrenamtlich Mitarbeitenden wird Geschwistern zwischen 8 und 14 Jahren ein vielfältiges Programm angeboten − es wird gemeinsam gekocht, gegessen, Gesellschaftsspiele gespielt und gebastelt. Darüber hinaus steht der Kicker oft im Mittelpunkt. Damit möglichst viele Geschwister teilnehmen können, gib es einen eigens organisierten Fahrdienst, der die Eltern entlasten soll und die Kinder direkt von Tür zu Tür bringt.

Darüber hinaus trifft sich − ebenfalls einmal im Monat − eine Gruppe von Müttern, deren Kind gestorben ist. Im Sinne der Selbsthilfe finden in der Gruppe Gespräche statt und es werden Themenabende sowie Vorträge organisiert, an denen interessierte Mütter auch digital teilnehmen können.


Fazit

Die Präsenz mit eigenen Räumlichkeiten im Kreis Warendorf hat nachhaltige Wirkung erzielt:

  • Familien im Kreis erfahren über das regionale Unterstützungsangebot und fragen Unterstützung an.

  • Die Stärkung der Selbsthilfe der Familien.

  • Der Dienst ist im Netzwerk etabliert.

  • Die öffentliche Wahrnehmung führt zu einem besseren Verständnis der Lebenssituationen der Familien sowie der Kinder- und Jugendhospizarbeit.

  • Die Öffentlichkeitsarbeit gewinnt Spender*innen, die zum Erhalt bzw. möglichen Ausbau des Standortes beitragen.

  • Die neuen Räumlichkeiten in Westkirchen bedeuten für Familien und ehrenamtlich Mitarbeitende kurze Wege.

  • Eine deutliche Sichtbarkeit im Kreis ist wahrnehmbar.