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Förderprojekt: Nachsorgeangebot des Angelika Reichelt Kinder- und Jugendhospizes

Stand 2023

Erfahrungsgemäß fühlen sich Eltern während ihrer Aufenthalte im Kinder- und Jugendhospiz Joshua psychosozial angemessen und stärkend begleitet. Mit dem Tod des geliebten Kindes brechen all diese Verbindungen weg. Der strukturgebende Tagesrhythmus fällt zusammen und oft ist damit verbunden, dass die bisher sinnstiftende Tätigkeit der vergangenen Jahre entfällt. Der Anspruch auf einen Aufenthalt im Kinder- und Jugendhospiz ist mit dem Versterben erloschen. Somit steht zum Zeitpunkt der größten Not das bisherige tragende Unterstützernetzwerk und dieser Ort nicht mehr zur Verfügung.

Das Trauerbegleitungsangebot von Oktober 2022 bis Januar 2023 soll diese Lücke schließen. Mit der Versendung der Einladung an die betroffenen Familien, deren Kinder verstorben sind und den erhaltenen positiven Rückmeldungen, konnten vier Familien für das Projekt „Elterntreff“ eingeplant werden. Zunächst starteten die Elternteile an zwei Wochenenden. Am dritten Wochenende kamen die Geschwister der verstorbenen Kinder dazu. Aufgrund der pandemischen Lage und den zögerlichen Rückmeldungen der Eltern, mussten wir die Treffen in das Jahr 2023 verschieben, sodass im Januar, Februar und April jeweils an einem Wochenende die Begleitung erfolgen konnte. Mit dem Erhalt der ersten Fördermittel konnten wir die technische Ausstattung bereits im Oktober beschaffen und die ausführlichen Vorgespräche fanden erfolgreich u.a. online statt.


Projektdurchführung

Projektzeit für Trauerwochenende 27.01. bis 23.04.2023

Jedes Treffen startete mit einer kleinen Begrüßung bei Kaffee und Tee. Für jedes verstorbene Kind wurde jeweils eine Kerze entzündet. Die Eltern sollten währenddessen den Namen des verstorbenen Kindes laut und bewusst aussprechen, um die gefühlte Anwesenheit ihres Kindes zu verstärken. Frau Kallusky besprach den Ablauf des Tages bzw. jeweiligen Wochenendes und das weitere methodische Vorgehen. Dazu gehörten u.a. kreative Impulse, Einzelbeschäftigungen mit besonderen Fragestellungen und auch Paaraufgaben. Diese wurden in der Regel der Gesamtgruppe vorgestellt und zur intensiven Auseinandersetzung und gemeinschaftlichen Erleben genutzt. Teilweise gab es vorab bereits Aufgabenstellungen, welche als sogenannte Hausaufgaben oder Vorbeschäftigungen angesehen werden konnten. 

Die Präsentationen des Erarbeiteten erfolgten während des gesamten Wochenendes.

Ein wichtiger Bestandteil war ebenfalls ein regelmäßiges Zeitfenster für die Väter und Mütter in separaten Gruppengesprächen. Mit gemeinsamen Aktionen wie zum Beispiel ein Strandbesuch endeten die Wochenenden.


Treffen im Januar (27.01. − 29.01.2023)
Mein Kind und ich, das waren wir

Frage des Wochenendes: Wenn die Beziehung zu meinem Kind nach dem Tod eine Gestalt hätte, wie sähe diese aus?

Biografische Spurensuche anhand einer Timeline. Die Eltern gestalteten ihre Timeline auf dem Fußboden und berichteten anhand dieser ihre Lebensspuren (vom Kennenlernen bis hin zum Versterben des Kindes).

Kreativer Impuls: Skulptur gestalten. Die Eltern gestalteten mit Hilfe von Modelliermasse eine Skulptur zur oben genannten Frage, die sie anschließend auf einer Baumscheibe platzierten. Folgend wurde ein Impulstext verlesen und die Skulpturen mit Bezeichnung und der Bedeutung vorgestellt.

Zeit für einen Austausch: Die Eltern konnten sich, aufgeteilt in Geschlechtergruppen, austauschen, Fragen stellen und Gedanken äußern z.B. Verlust der Lebensaufgabe nach dem Tod des Kindes, Gedanken zum Thema Suizid, Beziehungsqualität zum Partner etc.

Abschluss: Die Familien sind nach Schillig an den Strand gefahren um die gestalteten Skulpturen dem Meer zu überlassen.


Treffen im Februar (24.02. − 26.02.2023)
Mein Kind und ich, das sind wir

„Wer bin ich? Mein Kind und ich.“ Spurensuche und Identität anhand von Fotos 

Hausaufgabenvorstellung: Spurensuche anhand von Fotos. Die Eltern präsentierten Bilder mit dem Hintergrund: „Was hilft mir, was baut mich auf?“

Kreativer Impuls: Die Eltern gestalteten ein Mobile, welches individuelle Belastungen und Ressourcen im Kontext von alltäglichen Herausforderungen aufzeigte. Anschließend stellten sie die Ergebnisse vor. 

Zeit für einen Austausch: Die Eltern konnten sich, aufgeteilt in Geschlechtergruppen, austauschen, Fragen stellen und Gedanken äußern.

Abschluss: Die Familien konnten mit Hilfe einer Klang- reise Kräfte sammeln und Ressourcen freigesetzten.


Treffen im April (21.04. − 23.04.23)
Mein Kind und ich, das wollen wir werden

„Was macht mich stark in Wort und Melodie?“ Resilienz, Hinführung zu einer schützenden Haltung.

Hausaufgabenvorstellung: Stark mit Musik. Jedes Elternteil präsentierte das mitgebrachte Musikstück. Im Anschluss wurde beschrieben, welche Gefühle und Gedanken beim Hören aufkamen und welche Erinnerungen dadurch geweckt wurden.

Kreativer Impuls: Die Geschwister wurden parallel dazu mit einem kreativen Impuls angeregt, anhand eines Segels, eines Ankers und Steuerrads ein Familienschiff zu bauen.

Zeit für einen Austausch: Die Eltern konnten sich, aufgeteilt in Geschlechtergruppen, austauschen, Fragen stellen und Gedanken äußern.

Abschluss: Die gesamte Familie hat sich in das gestaltete Schiff gesetzt und mit den Klängen des Familienliedes im Hintergrund dem verstorbenen Kind Gedanken geschickt. Symbolisch konnten wir die Familie auf die weitere „Lebensreise“ schicken.


Ergebnis − Wirkungen − Perspektiven

Das Trauernachsorgeangebot gab einen Rahmen, in dem sich Betroffene unter fachlicher Anleitung ihrem existenziellen Erleben von Schmerz, Wut, Schuldgefühlen, ihren Fragen nach Perspektiven für die persönliche Lebensgestaltung und Sinn, sowie dem Umgang mit Freunden und weiteren Angehörigen stellen können.

Ziel war das erweiterte Überleben der Eltern in einer grundlegend veränderten Wirklichkeit, in dem im gelingenden Fall die Liebe zu dem verstorbenen Kind zur Navigationshilfe in dem Gestalten einer radikal veränderten Lebenswahrnehmung und sinnstiftenden, neu zu konstruierenden Lebensgestaltung wird.

Die Eltern wurden angeleitet, Zugang zu ihren individuellen Ressourcen herzustellen, sich ihrer Resilienz-Fähigkeit bewusst zu werden und Aspekte der Trauer wahrzunehmen, die lebensfördernde Impulse schenken. Diese Erfahrungen wurden durch individuelle Reflexion, Austausch und Verstärkung durch die Gruppe und erweiternde Perspektivangeboten seitens der Kursleiterinnen verdichtet.

Die Methoden zielten darauf hin, dass das Erleben der Eltern während der Interventionen in enger Verbindung zu ihrem verstorbenen Kind stand und dem Kind eine bewusste gute Präsenz in ihrem inneren Erleben bot.

Das Gruppenerleben trug hierzu einen ausgesprochen förderlichen Teil bei, ebenso die angenehme, örtlich gut erreichbare Unterkunft. Die gemeinsam eingenommenen Mahlzeiten trugen zur weiteren Förderung von Gesprächen und eine fester werdende Verbindung untereinander bei. Günstig wirkten sich die räumlichen Gegebenheiten aus, die neben der konventionellen Sitzhaltung auf Stühlen auch die Möglichkeit des Liegens, der Partnerarbeit und der Einzelarbeit ermöglichten.

Begünstigend war auch der Umstand, dass alle TeilnehmerInnen weitere Kinder haben, die das Hospiz als attraktiven Ort kennen und ihre Eltern während des letzten Teils begleitet haben. Bedeutend war das Vertrauensverhältnis zwischen TeilnehmerInnen und
der Gruppenleitung.

Die Resonanz der Eltern hat in überdeutlicher Weise gezeigt, dass sowohl die Zielsetzung gefruchtet hat, als auch die Methoden und Wirkfaktoren vollumfänglich als passend und förderlich erlebt wurden.


Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Die Pressemitteilung wurde an die uns ortsnahen Zeitungen erfolgreich übermittelt und ein Bericht gedruckt.
Auf den Social Media Kanälen und der Homepage haben wir entsprechend berichtet und positive Rückmeldungen erhalten. 


Resümee Kosten

Die Kosten haben sich aufgrund vom Wegfall der Angebote und Behandlungen (aufgrund von Zeitmangel), sowie die Reduzierung der Teilnehmer verringert. Da die Eltern die Fahrtkosten leider nicht übernehmen konnten und Unterstützer abgesprungen sind, hatten wir einen höheren Eigenanteil als im Vorfeld eingeplant wurde.

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