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Förderung: Sicherstellung Ambulanter Dienste

Stand 2023

Starke Dienste für eine starke Selbsthilfe
Förderung der Selbsthilfeangebote in der ambulanten Kinder- und Jugendhospizarbeit des Deutschen Kinderhospizvereins e.V.

Aus der Initiative betroffener Eltern entstanden, weiß sich der Deutsche Kinderhospizverein e.V. in besonderem Maße der Stärkung der Selbsthilfe betroffener Familie verpflichtet. 

Die Hilfe zur Selbsthilfe benötigt jedoch Begleitung und unterschiedlichste Ressourcen, die in Anbetracht der vielfältigen (Begleitungs-)Aufgaben und im Hinblick auf die stark spendenfinanzierte Arbeitsweise in der ambulanten Kinder- und Jugendhospizarbeit nur begrenzt zur Verfügung stehen. Durch die Förderung der Deutschen Kinderhospizstiftung konnten dennoch wertvolle Ressourcen zur Stärkung der Selbsthilfe bereitgestellt werden, wie Projekte aus drei ambulanten Kinder- und Jugendhospizdiensten (AKHD) exemplarisch verdeutlichen.


Trauernder Eltern bestärken sich gegenseitig: sonntägliche Erinnerungstreffen in Aschaffenburg

„Drüben − dein Drüben und mein Drüben.“
Es ist ein besonderes Motto und eine besondere Gruppe, die sich an einem Sonntagvormittag in den Räumlichkeiten des AKHD Aschaffenburg trifft. Inspiriert von der Geschichte einer Wasserlarve, die noch keine Idee davon hat, wie das Leben als Libelle einmal drüben, auf der anderen Seite über Wasser, sein wird, erzählen sich Eltern von ihren Vorstellungen von „Drüben“, von dem Ort, an dem ihre gestorbenen Kinder jetzt sind. Später machen sie sich gemeinsam auf den Weg zum Erinnerungsgarten, einem besonderen Erinnerungsort, offen für trauernde Familien, auf dem Aschaffenburger Altstadtfriedhof. Es ist feierlich, Musik erklingt. Die Namen der gestorbenen Kinder werden verlesen. Dann senden die Eltern mit selbst gebastelten Schieferherzen und aufsteigenden Luftballons einen Gruß nach Drüben. Die gemeinsame Erinnerung tut gut. „Diese Gemeinschaft gibt mir Kraft und Mut, meinen Weg weiterzugehen.“, so fasst Judith Wenzel, Teilnehmerin und Mitinitiatorin der Treffen, ihre Erfahrung zusammen.

Die Kinder- und Jugendhospizarbeit begleitet Familien ab der Diagnosestellung über den Tod hinaus. Die Zusage „über den Tod hinaus“ ist in den letzten Jahren dabei immer relevanter geworden. Denn die Zahl der Familien, in denen ein Kind gestorben ist und die sich zugleich weiterhin der Kinder- und Jugendhospizarbeit verbunden wissen, steigt. Wie in Aschaffenburg, so gilt es daher auch an anderen Standorten geeignete Selbsthilfe- und Trauerange­bote zu gestalten.

„Jetzt, nach dem Tod meiner Kinder ist der ambulante Dienst immer noch ein geschützter Raum für mich, der aus meinem Leben mit meinen Kindern übriggeblieben ist und den ich sehr mit meinen Kindern verbinde.“ (Judith Wenzel)

Die Treffen der verwaisten Eltern im AKHD Aschaffenburg werden von Eltern mit Unterstützung der Koordinationsfachkräfte selbst vorbereitet und gestaltet. Die Treffen finden viermal jährlich statt. Auch Eltern außerhalb des ambulanten Dienstes sind eingeladen und kommen gerne.


„Hier sind wir alle gleich“: Sportliche Begegnungen für Familien

Beim Sport gibt es Gewinner und Verlierer. Für viele Sportarten mag das gelten, für das „Familiensporteln“ aber nicht. Denn wenn sich die Familien und Ehrenamtlichen aus den AKHD Hamm/Kreis Warendorf, Lünen, Kreis Soest und Kreis Unna zum Sport treffen, dann wird deutlich: Hier gibt es nur Gewinnerinnen und Gewinner. 

Der Spaß steht im Vordergrund: Mutige junge Menschen trauen sich im Rollstuhlparcours auf schiefe Ebenen und in Tunnel, Geschwisterkinder schaukeln in luftige Höhen, schließlich spielen alle gemeinsam mit dem Schwungtuch. „Mit viel Kreativität gelingt es uns mit einfachen Materialien immer wieder so zu zaubern, dass die Übungen den individuellen Bedürfnissen der jungen Menschen gerecht werden.“, so Koordinationsfachkraft Sabine Werthschulte vom AKHD Hamm/Kreis Warendorf. Wie gut das gelingt, bringt eine Mutter auf den Punkt: „Hier können wir so sein, wie wir sind. Und alle sind gleich.“

Das gemeinsame Sporteln ist mehr als eine „Bewegungsauszeit“. Es bietet Familien eine wertvolle Möglichkeit, um ungezwungen in Kontakt zu kommen und den Austausch untereinander zu stärken.

Die seit Oktober 2022 in den Wintermonaten stattfindenden Sportnachmittage sind auch ein Beispiel gelungener Kooperation über Landkreisgrenzen hinweg, die die beteiligten ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienste ganz selbstverständlich praktizieren. 


Neustart nach Corona: starke Geschwister im Südlichen Münsterland

Gemeinsam mit anderen Geschwistern übernachten, einen Kinoabend erleben, ganz viel reden und einfach eine gute Zeit haben. Das ist nur eines der Highlights der Geschwistergruppe im AKHD Südliches Münsterland. Auch ein Besuch auf dem Pferdehof unter der Anleitung einer Reitpädagogin, eine Kletteraktion sowie das gemeinsame Basteln von Weihnachtsgeschenken für ihre Eltern standen schon auf dem Programm der Gruppe − bis die Coronapandemie die Gruppe blitzartig ausbremste.

Ein Neustart gestaltete sich zunächst schwierig, denn die Pandemie hatte sowohl das Leben der Geschwister als auch den Alltag der Ehrenamtlichen verändert. Im Jahr 2023 konnte schließlich – auch dank neuer Ressourcen durch die Förderung der Deutschen KinderhospizSTIFTUNG − ein Neuanlauf gewagt werden, sodass die Geschwistertreffen auch zukünftig wieder regelmäßig stattfinden können.

Seit 2017 gestaltet das Team der Geschwistergruppe alle drei Monate eine bestärkende Auszeit für Geschwister. Dabei orientieren sich Koordination und Ehrenamt konsequent an den Wünschen der Geschwister.

Ein ehrenamtlicher Fahrdienst bietet den Geschwistern die Möglichkeit, bequem zu den Treffen zu kommen, ohne dass dies einen Aufwand für ihre zeitlich oft stark beanspruchten Eltern mit sich bringt.

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